Judith Lauber über den Beruf der Barkeeperin
Der Beruf des Barkeepers hat für viele etwas Sagenumwobenes. Es beginnt bei der Ausbildung. Häufig wird das Hobby durch Barkurse zum Beruf.
In der Schweiz gibt es keine reglementierte Ausbildung für den Beruf des Barkeepers. Für den Erfolg einer Bar sind gute Barkeeper jedoch essenziell.
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Um etwas besser zu verstehen, wie man ein guter Barkeeper wird, haben wir einige der besten Schweizer Barkeeper und Barkeeperinnen zu Ihrem Beruf befragt. Den Anfang machte Markus Blattner, heute folgt Judith Lauber. Sie mixt in Luzern im Karel Korner unkonventionelle Eigenkreationen.
Judith Lauber im Interview
Wie sind Sie zum Beruf der Barkeeperin gekommen?
Gelernt habe ich Hotelkauffrau, durch verschiedene Nebenjobs in der Gastronomie bin ich schlussendlich in der Hemingway Bar in Freiburg gelandet. Das ist eine der angesagtesten Adressen in der deutschen Barszene. Unter den Fittichen begnadeter und namhafter Barkeeper begann ich Cocktails zu mixen. Seither bin ich tief in die Welt der Spirituosen eingetaucht.
Welche Ausbildung haben Sie gemacht?
Nach dem Abitur habe ich in einem Kongress- und Businesshotel die Ausbildung zur Hotelkauffrau absolviert. Dadurch konnte ich Einblicke in vielen unterschiedlichen Bereichen sammeln: von der Küche, übers Housekeeping hin zum Betriebsbüro. Zudem konnte ich bereits während meiner Ausbildung Erfahrungen an der Hotelbar machen. Das hat mein Interesse am Barhandwerk und der faszinierenden Welt der Barszene endgültig geweckt. Das internationale Publikum hat mit seinen individuellen Wünschen, Geschmäckern und Ideen meine ganze Kreativität und mein ganzes Können gefordert.
Eine Ausbildung zur Barmaid habe ich in dem Sinne nie gemacht. Das ist auch kein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Gelernt habe ich durch die Menschen, die mich bei meinen unterschiedlichen beruflichen Stationen begleitet haben – als Mentoren oder Ausbildner.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Der Arbeitstag am Wochenende beginnt gegen 15:00 Uhr mit administrativen Arbeiten, wie Mails beantworten und den Dienstplan anpassen. Um halb vier Uhr beginne ich mit dem Mise en Place, das kann bis zu eineinhalb Stunden dauern, da ich beispielsweise die Sirupe für unsere Cocktails selbst koche.
Das Lokal öffnet um 16:52 Uhr, gegen 18:00 Uhr nehme ich kurz Rücksprache mit dem Servicepersonal und informiere über den laufenden Betrieb. Um neun beginnt das neue Servicepersonal die Schicht, deshalb informiere ich hier auch nochmals kurz über den laufenden Betrieb. Gegen halb zwei wird die letzte Runde angekündigt. Bis um zwei Uhr müssen alle Gäste das Lokal verlassen haben. Anschliessend machen wir 15 Minuten lang Pause mit einem Feedbackgespräch, gefolgt von einer Aufräumphase und dem Vorbereiten für den nächsten Tag. Gegen 03.00 Uhr können wir Feierabend machen.
Was zeichnet einen guten Barkeeper Ihrer Meinung nach aus?
Es ist eine Mischung aus Charaktereigenschaften und einem guten Know-how. Ein Barkeeper sollte eine gute Ausstrahlung haben, dem Gast gegenüber nie arrogant auftreten und stets einen Schritt vorausdenken.
Zudem muss er sich das nötige Wissen durch das Lesen von Fachliteratur, dem Teilnehmen an Workshops und Tastings aneignen und sich stetig weiterbilden. Dadurch bleibt man immer am Zahn der Zeit.
Guter Rat ist teuer, welchen haben Sie für angehende Barkeeper?
Verwirklicht eure kreativen und kulinarischen Vorstellungen! Es ist wichtig, dass man einen eigenen Stil entwickelt und sich von anderen Bars und Barkeepern abhebt. Das gilt auch in Bezug auf die Charaktereigenschaften: sei offen, selbstsicher und kommunikativ! Ein markanter Charaktertyp kann im Barberuf absolut aufgehen.
Weiter empfehle ich die internationalen Möglichkeiten zu nutzen und Erfahrungen in verschiedenen Bars zu sammeln. Das gilt auch für das grosse Netzwerk an Bar- und Fachleuten, am besten baut man sich ein solches Netzwerk beim Besuch von Destillerien und Workshops auf.
Wie sieht eine Bar aus, in der Sie einen Drink trinken gehen?
Ich lege Wert auf Regionalität und Qualität: Lieber ein kleines Angebot an Spirituosen, dafür stimmt die Qualität der einzelnen Produkte. Vom Ambiente her bevorzuge ich Bars, die einen Platz für alle bieten. Im Idealfall: Ein gut durchmischtes Publikum, das sich an einem Ort trifft, der einem gemütlichen Wohnzimmer ähnelt. Ich schätze zudem eine kleine Karte mit signifikanten Whiskey Cocktails.
Wie schätzen Sie die Schweizer Barszene ein?
Basel und Zürich machen sicherlich den meisten Lärm in der Szene. Gerade 2017 konnte Basel zahlreiche Wettbewerbe und Master classes für sich entscheiden. Das hilft das internationale Augenmerk wieder mehr auf die Stadt am Rhein zu lenken. Basel hat sehr viele gute Bars, die im Gegensatz zu den Zürcher Bars eher mit einem Understatement auftreten – was mir persönlich sehr gut gefällt.
Ausserhalb von Basel und Zürich hat die Schweizer Barszene viel Luft nach oben. Die Schweiz und die umliegenden Länder konzentrieren sich aber auf diese beiden Städte, das fordert die anderen Ortschaften. Sie müssen mit mehr Arbeit und Ideenreichtum überzeugen. Deshalb sehe ich es als meinen Erziehungsauftrag an, den Gästen begreiflich zu machen, was eine gute Bar ausmacht und was diese zu bieten hat.
Das „Karel Korner"
Auf der Karte des Karel Korners stehen Cocktails mit den klingenden Namen: „Kakaokrimi“, „Biene Maja“ oder „Affen Frühstück“. Die Bar überzeugt mit einer stilvollen Einrichtung und ungewöhnlichen Cocktailkreationen. Das Team um Judith Lauber setzt auf Selbstgemachtes. Nebst zahlreichen unkonventionellen Sirups werden die Eigenkreationen mit ausgewählten, häufig regionalen, Spirituosen gemixt. Diese Mischung überzeugt auch die Genussmenschen des Magazins Falstaff. Sie zeichneten das „Karel Korner" als Newcomer des Jahres aus.
Bildquelle: Schweizer Gastronomiefernschule GmbH
Aktualisiert am 31.07.2018