Klassische Cocktails – eine Geschichte der Barklassiker
Cocktails erfreuen sich besonders im Sommer grosser Beliebtheit.
Zeit einige klassische Cocktails etwas besser kennenzulernen.
Die Legende beginnt bereits mit ihrem Namen: „Cocktail“. Obwohl es unzählige Versuche gibt, auf die richtige Erzählung der Entstehungsgeschichte konnte sich bislang niemand einigen.
Seinen ersten Auftritt hatte der Begriff vermutlich als Teil einer Schuldenliste im Jahr 1798, die in einer Londoner Zeitung veröffentlicht wurde. Aus der Liste wurde ersichtlich, dass ausgerechnet der damalige Premierminister Englands die Zahlung für einen „Cocktail“ noch schuldig war. Die Popularität von Cocktails ist seither stetig gewachsen und die Anzahl Rezepturen steigt stetig. Grund genug etwas mehr über die Entstehungsgeschichte und Rezepturen einiger klassischer Cocktails zu lernen.
Das „Original“: Sazerac
Entstanden ist der Sazerac in New Orleans um 1860. Noch heute ist New Orleans ein Sehnsuchtsort für Barkennerinnen und -geniesser, auch der „Ramos Gin Fizz“ und der „Hurricane“ wurden dort erfunden. Der Apotheker Antoine Amedée Peychaud braute eine Tinktur, die fortan seinen Namen trägt und eine der drei Zutaten des Sazeracs ist.
Es wurden bereits lange vor der Entstehung des Sazeracs alkoholische Getränke gemischt. Allerdings gilt dieser als der erste „richtige“ Cocktail. Der Grund dafür ist, dass er dem Grundrezept folgte: „one spirit, one sweetener, one bitter“.
Der Klassiker Sazerac besteht im Original aus Brandy, Zuckersirup und dem Peychaud’s Bitter. Das Glas wird vor dem Einfüllen des Sazerac mit Absinth benetzt. Kommt dies in anderen Cocktails zur Anwendung, spricht man vom Sazerac-Style.
Die Ikone: Martini Dry Cocktail
Von 1920 bis 1933 verboten die Vereinigten Staaten von Amerika die Herstellung, den Transport und den Verkauf von Alkohol. Als Resultat davon entstanden paradoxerweise die wilden Zwanziger: Die illegale Produktion und Verbreitung von Alkohol florierte und zahlreiche Cocktails entstanden in dieser Zeit.
Einige Auswirkungen waren trotzdem spürbar. Aufgrund der erschwerten Produktions- und Verbreitungsbedingungen, erhielten einfachere Cocktails den Vorzug. Bestes Beispiel dafür ist der zweite Klassiker, der Martini Dry Cocktail.
Seit der Geburtsstunde des Sazeracs hatten sich die Fähigkeiten der Brennereien zudem weiterentwickelt. Alkohol schmeckte weniger scharf wie zur Zeit des Sazeracs, deshalb musste der Geschmack nicht mehr so stark kaschiert werden. Dies schlägt sich in der Rezeptur des Martini Dry Cocktails nieder: Zur Herstellung trockenen Gin und Vermouth dry in einem Rührglas auf Eis verrühren, anschliessend durch ein Barsieb abstrainen und in einer Martinischale servieren: Fertig ist die Cocktailikone.
Der Moviestar: Champagner Cocktail
Als 1933 die Prohibition ihr Ende fand, blühte die Barkultur auf. Der Boom wurde verstärkt durch Hollywood, das sich als beste Werbeplattform für die neuen Cocktailkreationen erwies. Auch der „König der Cocktails“, der Champagner Cocktail nutzte dieses Sprungbrett. Neben Humphrey Bogart und Ingrid Bergman feierte er einen Auftritt im Film „Casablanca“.
Der Moviestar besteht aus Champagner, Cognac, Angostura Bitter und Würfelzucker. Der Würfelzucker wird mit Angostura getränkt, der Cognac hinzugefügt und schliesslich der Champagnerkelch mit Champagner aufgefüllt. Weil der Cocktail direkt im Glas zubereitet wird, nennt man die Zubereitungart Built in Glass.
Die Rumwelle: Mai Tai
Ein weiterer klassischer Cocktail, der zumindest indirekt der Prohibition zu verdanken ist. Da in der Karibik auch zwischen 1920 und 1933 Alkohol produziert werden durfte, war es beliebt, Rum in die USA zu schmuggeln. Nach der Prohibition sank die Nachfrage aus der USA wieder. Aber die Lager der Rumproduzenten waren gut gefüllt, deshalb machten sie aus der Not eine Tugend und erfanden Drinks, die Rum enthielten. Daraus entstand die Tiki-Welle.
Ein klassischer Drink dieser Ära ist der Mai Tai. Um den Ruhm der Erfindung stritten sich zwei Barkeeper, die gar bis vor Gericht gingen, um als alleinigen Erfinder des Mai Tais zu gelten. Heute gilt Victor Bergeron alias Trader Vic als Erfinder des Mai Tais. Er mixte den Drink mit 17-jährigem Jamaika-Rum, Curaçao, Orgeat, Zuckersirup und Limettensaft. Die ersten Verkoster dieses Drinks sollen ausgerufen haben: „Mai Tai Roa Ae“, das heisst so viel wie: „Nicht von dieser Welt – Das Beste.“
Die Piratenbraut: Piña Colada
Die Mischung aus weissem Rum, Ananassaft und Kokosnusscreme soll bereits der Pirat Roberto Cofresí seinen Seeleuten ausgeschenkt haben. Richtig populär wurde der Drink in den 1950er Jahren durch die Caribe Hilton’s Beachcomber Bar in Puerto Rico. Der Piña Colada gehört zur Gruppe der sogenannten Fancy-Drinks. Seither gilt er als Inbegriff für Sonne, Strand und Ferien. Heutige Versionen des Drinks mischen häufig den weissen mit dunklem Rum und fügen einen Schuss Rahm hinzu.
Aber Achtung, das Bestellen dieses Drinks wird nicht in allen Bars honoriert. In gehobenen Bars kann es als Zurschaustellen von schlechtem Geschmack verstanden werden. Dies, da hochwertiger Rum durch den Rahm und die Kokosnusscreme kaum zur Geltung kommt.
Der Weltenbürger: Cosmopolitan
Bereits in den 1930er Jahren entstanden, erschuf Toby Cecchini, ein New Yorker Barkeeper, Ende der 1980er Jahre die moderne Rezeptur aus Wodka mit Zitronenaroma, Triple Sec, Limettensaft und Cranberrysaft. In der Serie „Sex and the City“ erlangte der Drink in den 1990er Jahren Kultstatus und ist seither ein Dauerbrenner.
Als Shortdrink hatte der Cosmopolitan einen denkbar schweren Start, da durch die Fancy-Drinks die Cocktailgrösse auf 30-40 cl angestiegen war. Kunden mussten in der Folge wieder an kleinere Cocktails gewöhnt werden. Der Cosmopolitan setzte sich trotzdem durch und wurde zum Symbol für den Barboom der 1990er Jahren.
Rezepte
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Aktualisiert am 21.08.2018